Überlegungen
von
Dipl.Math. Ulrich Meyer , Feb. 2001
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Grundlage für diese
Überlegungen
ist das Buch 'Wir
sind nicht nur von dieser
Welt'
von
Prof. Hoimar
v. Ditfurth.
1. Das Bewusstsein des Menschen
Im Laufe der Evolution hat sich aus ersten primitiven Lebensformen der heutige Mensch mit seiner Intelligenz entwickelt. Ein neu geborener Mensch muss in den ersten Monaten seines Lebens anfangen seine Umgebung zu Begreifen. Im wahrsten Sinne des Wortes ‚Begreifen’, denn durch das Betasten seiner Umgebung lernen seine Sinne. Sie lernen warm und kalt, rund und eckig oder weich und hart. Mit seinen fünf Sinnen, dem Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken, erlernt er Eindrücke, die mit dem Ertasteten koordiniert werden und dann im Gehirn abgespeichert werden. So entsteht mit der Zeit ein durch seine Sinne geprägtes Abbild der Umwelt in seinem Gehirn.
Im Laufe der Entwicklung eines Menschen wird er immer wieder mit neuen Eindrücken konfrontiert, die für ihn nicht zu erklären sind. Wenn diese Eindrücke nicht mit dem alten Bild in seinem Gehirn in Verbindung zu bringen sind, wird geforscht. Das Kind fragt seine Eltern oder andere Personen. Das Weltbild eines Menschen wird so erweitert. Später werden in der Schule die Erfahrungen der älteren Menschen gezielt den Jüngeren übertragen. Dadurch erhält der Mensch einen Erfahrungsschub. So braucht sich nicht jeder diese Erfahrungen einzeln zu erarbeiten, soweit er dazu überhaupt in der Lage wäre. Der Mensch erfährt so immer mehr über sich und die Welt, in der er lebt. Einzelne Personen werden dann Forscher und Wissenschaftler, um noch weitere Erklärungen für die Dinge in der Welt zu finden.
Versetzten wir uns nun in die Lage unserer menschlichen Vorfahren, die das Feuer entdeckten und das Rad erfanden. Sie erlebten in ihrer Umwelt Dinge, die sie nicht erklären konnten. Dinge, die ihnen Angst machten, wie z.B. Blitz und Donner. Zur Erklärung dieser unerklärbaren Phänomene musste etwas gefunden werden. So erfand man die Götter. Alles was nicht erklärbar war, war ein Werk der Götter.
Wir befinden uns bei unseren Überlegungen in dem menschlichen Stammbaum nach dem Übergang vom Tier zum Mensch. Bei Tieren ist meiner Meinung nach kein Anzeichen von Götterglauben und Religiosität zu finden. Was das Wort ‚Glauben’ besagt, kann erst bei einer gewissen Intelligenz vorhanden sein. Die Götter behoben jedenfalls das Problem des Unerklärlichen unserer Vorfahren. Diese Vielgötterei hatte verschiedene Facetten, z.B. wurde das ‚Verliebtsein’ mit einem Pfeil des Gottes Amor erklärt.
Mit der Zeit entwickelten die Menschen Staatsformen, wie z.B. Königstümer. Bei den Ägyptern im 14. Jahrhundert vor Christus erreichten König Echnaton (Amenophis IV.) und später sein Sohn Tut-Ench-Amun einen gottähnlichen Status. Durch dieses Quasi-Entfernen von der normalen Bevölkerung und der Annäherung an die Götter, hatten diese Könige aber viele Gegenspieler. Sie versuchten deshalb den damaligen Polytheismus (Vielgötterei) in einen Monotheismus (Ein Gott) zu wandeln. Sie scheiterten jedoch. Nach dem Tod von Tut-Ench-Amun wurden die alten Götter wieder angebetet. Mit dem Christentum wurde wieder eine monotheistische Religion eingerichtet. Der Monotheismus wurde dann später auch vom Islam übernommen.
Wahrend beim Polytheismus die Götter in vielen Bereichen der Natur (z.B. Wald- und Wassergott) vorkamen, wird im Monotheismus der Gott in den Himmel gesetzt. Der Himmel war für die Menschen früher unerreichbar. Wie es dort aussah, wusste man nicht und er war damit für alle Vorstellungen offen.
3. Die Erweiterung des
geistigen
Horizontes
Die Menschen entwickelten sich weiter. Das Fernrohr wurde erfunden. Damit konnte man weiter in den Himmel sehen. Sah man früher die Erde als Scheibe und Mittelpunkt (geozentrisch) des Weltalls an, erkannte man im späten Mittelalter die Kugelform der Erde als wahr an. Galileo Galilei (1564 -1642) begründete die moderne Physik und entdeckte, dass die Erde sich um die Sonne drehte ( heliozentrisches Weltbild ). Damit kam er aber mit der aus der Religion entstandenen Institution, der Kirche, in Konflikt. Der Himmel war für Gott reserviert und der Mensch hatte für die Kirche dort nichts zu suchen.
Doch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse konnten nicht gestoppt werden und entwickelten sich weiter. Man sah über unser Sonnensystem hinaus und erkundete in die Tiefen des Universums. Während sich unser makroskopischer Horizont von der Erde über unser Sonnensystem bis ins Universum erweiterte, wurde der mikroskopische Horizont erst mit optischem, später mit elektronischem Mikroskop und weiter bis zu Atomen und Elementarteilchen in die andere Richtung erweitert.
Bei der Erweiterung des geistigen Horizontes kam man meist mit den fünf Sinnen aus, die entdeckten Probleme zu Erkennen und zu Lösen. Die Erforschung des Universums führte dann zu Phänomenen, die mit den bisherigen Erkenntnissen nicht zu Erklären waren. Erst Albert Einstein lieferte mit seiner Relativitätstheorie dafür eine Lösung. Das Geniale an Einsteins Überlegungen war, dass er Erklärungen für Phänomene fand, die den damaligen Vorstellungen vollkommen wiedersprachen.
Die Entdeckung der chemischen Ringstruktur des Benzolmoleküls durch Kékulé z.B. war auch ein große Leistung und dies führte die Chemie in eine neue Dimension. Aber ein Ring war nichts Neues und diese Entdeckung kann mit unseren Sinnen gut verstanden werden.
Einsteins Relativitätstheorie geht über das Verständnis unserer Sinne weit hinaus. Sie beschäftigt sich u.a. mit Lichtgeschwindigkeit und Krümmung des Raumes, womit wir in unserem alltäglichen Leben auf der Erde nie zu tun haben.
Das wissenschaftliche Verständnis
für das Universum
hat sich Dank Einstein sehr weit entwickelt. Wir müssen unsere
Erkenntnisse aber
über unsere Sinne hinaus durch wissenschaftliche logische
Erklärungen erweitern. Wir sollten deshalb von dem Bild Gottes
abkommen, dass diesen als alten Mann mit Bart im Himmel zeigt. Man
sollte von der Personifizierung Gottes weggehen. Es widerspricht zwar
der Bibel, in der Gott den Menschen nach seinem Abbild schuf. Aber in
der Bibel sind noch mehr Widersprüche zu dem heutigen
wissenschaftlichen Erkenntnisstand.
Bei der Größe des Universums geht man davon aus, dass
außerhalb der Erde noch weiteres Leben und Lebensformen
existieren. Da das Aussehen der Menschen aus den Bedingungen auf der
Erde, wie Erdanziehungskraft, Atmosphäre und chemische Elemente,
hervorgeht, ist anzunehmen, dass weiteres Leben im Weltall auch ein
anderes Aussehen hat. Es ist deshalb sehr egoistisch gedacht, dass
gerade der Mensch ein Abbild Gottes wäre. Bei diesem Universum
muss Gott auch viel komplizierter sein. Er muss weit über unser
menschliches Verständnis hinaus gehen. Eine vollständige
Erklärung für Gott wird deshalb für uns unmöglich
sein. Unsere Fragestellung "Wer ist Gott?" wird also nie endgültig
beantwortet werden können, so wie eine vollständige
Erklärung des Universums durch den wissenschaftlichen Fortschritt
auch nie erreicht werden kann. Aber wir können uns einer
Lösung annähern.
Wir sollten uns deshalb zunächst fragen "Wo ist
Gott?".
Auch das wird nicht ganz beantwortet werden können. Wir
können uns aber seine Auswirkungen ansehen. Da Gott
allgegenwärtig ist, sollte er 'überall' präsent sein.
Was ist 'überall' vorhanden ? - Materie (
also
Masse).
Und Masse ist nach Einsteins
Relativitätstheorie
gleich Energie und überall im Universum verteilt
(Anmerkung [1]). Wenn man doch noch
einmal zum Bild Gottes als
alten Mann kommt, könnte man die Energie entsprechend als eine
Hand oder ein Arm vom
ihm ansehen. Energie ist für alle Vorgänge verantwortlich.
Ein Kopieren des genetischen
Codes bei einer Zellteilung ist ohne Energie nicht möglich.
Energiestrahlung
ist auch eine der hauptsächlichen Ursachen, dass bei diesem
Kopieren gelegentlich Fehler auftraten, die im Laufe der Zeit für
die vielfältige genetische Auswahl und damit zur Evolution
führten. In Versuchen konnte auch gezeigt werden, dass in der
'Ursuppe', einer wässrigen Lösung mit Molekülen aus
Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel,
durch Energiestrahlen wie z.B. Blitze Aminosäuren entstehen
können. Die 'Ursuppe'
war zu Beginn der Erde ein Hauptbestandteil der Oberfläche. Diese
Aminosäuren sind die
Grundbausteine des genetischen Codes, also die Grundlage des Lebens,
wie wir es kennen. Nach diesen Überlegungen ist Gott überall
in der Natur und im ganzen Universum zu finden. Er ist verantwortlich
für alle Vorgänge, die wir mit den Naturgesetzen beschreiben.
Diese Denkensweise ist nicht neu, denn es gibt dafür schon lange
Zeit den griechischen Begriff 'Pantheismus'.
Es ist, wie gesagt, keine vollständige Erklärung für
Gott, aber es erscheint mir heute bei dem derzeitigen Wissenstand ein
bessere Beschreibung für
Gott als der alte Mann im Himmel.
Wir sollten uns jetzt einmal mit der
Korrespondenz zwischen
Gott und den Menschen, dem Beten, befassen. Dies ist kein Dialog
sondern ein
Monolog, also ein äußerst einseitiger Vorgang.
Wie man sich vorstellt, kann jeder Mensch zu jedem beliebigen
Zeitpunkt von jedem beliebigen Ort zu Gott beten. Gott hat so eine
wesentlich bessere Überwachung, als sie die Stasi in der DDR
durchgeführt hat. Es wäre doch einmal notwendig zu
Überprüfen, ob damit Gott nicht gegen staatliche Gesetze
verstößt.
Man verzeihe mir die letzten sarkastischen Worte. Sie spiegeln
nur einen Widerspruch wieder, den ein Mensch hat, dem in seiner Jugend
diese alten herkömmlichen religiösen Vorstellungen
eingeflößt wurden und der im Laufe seines Lebens diesen
technischen und wissenschaftlichen Boom der letzten Jahre kennen lernt.
Das sind quasi zwei Welten, die nicht zusammen passen.
Bei der Größe des Universums kann ich mir eine individuelle Betreuung beim Beten von Gott für alle Lebewesen nicht vorstellen. Man muss die Menschheit als Kollektiv ansehen, das auch als Kollektiv für seine Zukunft verantwortlich ist. Damit würden diese Fragen an die Kirche entfallen, warum einige 'gute' Menschen ein schlechtes Schicksal haben, während manche 'böse' Menschen, wie z.B. einige Diktatoren, ein Leben im Überfluss führen können. Diese Widersprüche wurden von der Religion noch nie klar beantwortet (Anmerkung [2]).
Kommen wir noch einmal zurück zum Beten. Dies ist meiner Meinung nach eine Art Selbst-Psychologie. Wenn ein Mensch sich nach einem Gebet sicherer und gestärkt vorkommt, so ist dies auf ein gestiegenes Selbstvertrauen zurück zuführen. Ein selbstbewusster Mensch ist psychologisch stabiler als ein verängstigter Mensch. In Indien und den anderen asiatischen Religionen hat man statt dem 'Beten' das 'Meditieren'. Dies ist ein viel besserer Vorgang zur Stärkung der Psyche.
Diesen letzten Ansichten werden viele religiöse Menschen nicht zustimmen können. Sie sollten auch bei ihrer Meinung bleiben, denn wenn man nicht fest daran glaubt, kann ein Gebet auch nicht helfen.
Meine Ausführungen haben keinen Anspruch
auf absolute
Richtigkeit. Sie können auch falsch sein. Sie sollten mehr als
Diskussionsanregung
angesehen werden. Schon
Prof.Hoimar v. Ditfurth hat in seinen Büchern gezeigt,
dass die Kirche in ihren Ansichten der Wissenschaft immer hinterher
hinkte. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse wurden erst immer abgelehnt
und mussten dann später wohl widerwillig als Richtig
übernommen werden.
Die Kirche sollte sich doch einmal überlegen, ob ihre
traditionelle Denkensweise, die auf einem Buch aufbaut, das 2000 Jahre
alt ist, dem heutigen Stand noch entspricht. Das soll nicht
heißen, dass alles Alte falsch ist. Aber viele Ansichten sind
nicht mehr zeitgemäß. Bei der heutigen technischen
Entwicklung insbesondere auch der biotechnischen Entwicklung, die
gerade an eine Grenze stößt, die besonders nur Gott
vorbehalten war, sollte man über eine Neuorientierung in der
Religion nachdenken. Dabei sollte man aber davon ausgehen, dass wir nie
eine vollständige Erklärung für Gott und das Universum
finden werden.
7. Hier geht es zur
Fortsetzung - dem Teil 2
von 'Wer ist Gott?'
8. Hier geht es zur
Fortsetzung - dem Teil 3
von 'Wer ist Gott?' mit der Antwort!
9. Hier geht es zur
Fortsetzung - dem Teil 4
von 'Wer ist Gott?' mit den Folgerungen aus der Nichtexiszenz
eines Schöpfers!
[1] : href="http://www.hawking.org.uk/" target="St_Hawking">Stephen Hawking , Professor für Physik und Mathematik der Universität Cambridge, hat eine ähnliche Meinung. Bei der Vorstellung seines Buches "Das Universum in der Nußschale" in München im Oktober 2001, sagte er "Gott sei in den Naturgesetzen". Dies ist eine äquivalente Aussage, da die Naturgesetze das Verhalten der Materie beschreiben. [zurück]
[2] : Dazu ein aktuelles Beispiel
aus den Fernsehberichten : Nachdem die zwei Flugzeuge in das
World Trade Centrum eingeschlagen waren, betete ein Priester vor dem
Centrum zu Gott
um Hilfe. Er war nicht zu bewegen sich in Sicherheit zu bringen. Als
die Türme zusammenbrachen wurde
der Priester schwer getroffen. Er starb später in den Armen eines
Helfers.
[zurück]
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Letzte Änderung : November 2013
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