Fortsetzung der
Überlegungen von Dipl.Math. Ulrich Meyer ,
September 2004
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Anregung zu dieser
Fortsetzung kommen aus dem Buch 'Das
Universum in der Nußschale'
von
Stephen
Hawking .
Unsere moderne Wissenschaft hat enorme
Kenntnisse über unser Universum und dessen Entstehung aus einem
Urknall herausgefunden. Nach Einsteins Relativitätstheorie bilden
die drei Raum-Dimensionen mit der Zeit-Dimension eine Einheit, der so
genannten Raumzeit und in dieser gibt es Materie,
die nach Einstein (E = m*c²) gleich Energie ist. Die Naturgesetze
beschreiben dann die Wechselwirkungen zwischen den Materieteilchen.
Dies war alles zum Zeitpunkt des Starts des Urknalls auf einen Punkt
konzentriert, was mathematisch gesehen eine Singularität (s.u.-
Kap.3 Naturgesetze)
darstellt. Eine höchste Konzentration von Masse bzw. Energie auf
einen kleinen räumlichen Punkt, der sich dann durch den ‚Urknall’
zu unserem Universum ausdehnte und sich immer noch weiter
ausdehnt. Dabei ist zu bedenken, dass bei der
kleinsten Änderung beim Urknall oder dessen Anfangsbedingungen,
wir sehr wahrscheinlich in der Geschichte nicht vorgekommen wären
oder wir hätten nur als etwas ganz anderes in einer anderen Welt
vorkommen können. Wäre z.B. die
Ausdehnungsgeschwindigkeit eine Sekunde nach dem Urknall nur um 10
-15 % kleiner gewesen
(Anmerkung [1]), wäre das
Universum wieder
zusammengefallen. Die Entwicklung nach dem Urknall ist dann weitgehend
erklärbar. So sind wir ein Ergebnis eines
zwangsläufigen Ablaufs einer Evolution. Der heutige Ist-Zustand
unserer Welt ist weitgehend aber doch noch nicht vollständig schon
beim Urknall festgelegt worden.
2. Verstehen durch
Vereinfachen
Was vor dem Urknall war und was
außerhalb und noch vieles was innerhalb unseres Universums ist,
ist für unsere herkömmliche Vorstellungskraft, die durch
unsere
Sinne auf unsere Erde geprägt ist, unmöglich zu erahnen. Erst
durch modernste wissenschaftliche Messungen und Berechnungen gibt es
Versuche für eine mögliche teilweise Erklärung. Um diese
Erkenntnisse verständlicher zu machen, versucht man sie
beispielsweise für eine Erklärung in den Dimensionen zu
reduzieren. Die gekrümmte Raumzeit des Universums, wie sie
Einstein berechnet und nachgewiesen hat, kann man durch folgendes
Beispiel verständlicher machen. Man stellt sich einem
zweidimensionalen Raum also eine Fläche vor, die eine
Kugeloberfläche ist. Lebewesen auf dieser Kugeloberfläche
haben nur eine zweidimensionale Denkensweise und können sich durch
ihre Wahrnehmungen die Krümmung der Kugel
nicht vorstellen. Wenn sie sich aber in für sie gerader Richtung
fortbewegen, kommen sie irgendwann nach einer Umrundung der Kugel
wieder an ihren Ausgangspunkt zurück, was aber ihrem
Verständnis total widerspricht
(Anmerkung [2]). Mit solchen
Reduzierungen auf ein
Verständnis für unsere herkömmlichen Sinne muss man
versuchen die berechneten und vermuteten Phänomene in unserem
Universum und außerhalb davon zu verstehen.
Stephen Hawking hat dies in seinen
Büchern „Eine kurze
Geschichte der Zeit“ und „Das Universum in der Nußschale“
sehr
anschaulich versucht. Eine mögliche Beschreibung von Hawking von
unserem expandierenden Universum aus einem Urknall heraus ist ein
Vergleich mit kochendem Wasser, in dem spontan Dampfblasen entstehen
und sich vergrößern. Ich finde diesen Vergleichsversuch sehr
beeindruckend. Unser Universum wäre dann nur eines von vielen
ähnlichen aber doch zwangsläufigen Zufallsprodukten in einem
Überuniversum, einer Art Urwasser aus der unsere Energie kommt.
Wir wären aus einer Art Energie-Kristallisierungspunkt entstanden,
der sich in Form unseres Universums entladen hätte. Diese
Beschreibung mag für unser Empfinden zunächst grob gesehen
als einigermaßen plausibel erscheinen. Aber schon bei der
Kompliziertheit unseres Universums für unser Verständnis, das
mit unseren normalen Sinnen den gekrümmten Raum mit
Singularitäten kaum verstehen kann, wäre eine solche
Erklärung zu einfach. Doch vielleicht ist sie eine mögliche
reduzierte Erklärung, wie oben beschrieben, und müsste um
Dimensionen und andere Sachverhalte erweitert werden um der
Wirklichkeit noch näher zu kommen.
Auch schon dieses Bild der Blasen im kochenden Wasser ist bei
Hawking komplizierter als es zunächst erscheinen mag. Hierbei
wäre unser Universum nicht die ganze Blase sondern nur deren
Oberfläche, eine so genannte Bran
(Anmerkung [3]), deren
Inneres ein höherdimensionaler Raum wäre. Dies erinnert an
unser obiges Beispiel von den 2-dimensional denkenden Lebewesen auf
einer Kugel. Bei der Oberflächenform gibt es keinen Mittelpunkt
und keine Grenzen, was unseren Erkenntnissen über unser
expandierendes Universum auch bestens entspricht.
Bei einem solchen Bild könnte für mich Gott in
irgendeiner Form in diesem kochenden
Wasser enthalten sein, in dem wir ganz eingebettet wären. Dies
hätte auch eine bemerkenswerte symbolische Bedeutung, da für
uns Leben immer mit der Existenz von Wasser zusammen hängt. Auf
fremden Planeten suchen wir immer nach Wasser, um mögliches Leben
zu finden. In Wirklichkeit wäre dieses kochende Wasser wohl
eine Art Plasma oder irgendeine Suppe von Teilchen und Energie oder
etwas ganz anderes.
Aber da haben wir schon wieder neue Fragen, wie es
außerhalb der Bran aussieht? Hawking hat daher noch zwei weitere
Varianten für unser Universum, die sich mathematisch herleiten
lassen. Einmal eine Blase wie beim obigen Modell des kochenden Wassers,
aber außerhalb davon absolut nichts, noch nicht einmal leerer
Raum. Oder eine Blase, deren Außenseite ganz an der
Außenseite einer gleichen, von innen nach außen gekehrten
Blase haften würde. Die Bran wäre dann die Oberfläche
von beiden Blasen. Da gäbe es auch nichts außerhalb der
Blase. Dieses Modell ist anschaulich schon schwieriger zu verstehen.
Bei den letzten zwei Modellen bliebe als Raum für Gott nur
das höherdimensionale Innere der Blase. Wir spürten seine
'Arme' in Form von Energie, wie es schon bei Kapitel 4
'Wo ist nun
Gott?'
aus dem ersten Teil von 'Wer ist Gott?' als eine
Möglichkeit angenommen wurde.
Nun
habe ich ein paar Bemerkungen zu den so genannten Naturgesetzen.
Man sollte unterscheiden zwischen den Naturgesetzen als die wahren
Wechselwirkungen in der Natur und den Naturgesetzen, die
Wissenschaftler mit mathematischen Formeln beschreiben. Bei den wahren,
wirklichen Naturgesetzen gibt es sehr wahrscheinlich noch einige, von
denen wir noch gar keine Kenntnis haben.
Die Mathematik ist eine Wissenschaft, die auf bestimmten
Grundlagen, wie z.B. unserem Zahlensystem, ein in sich logisch
aufgebautes Gebäude oder System aufgestellt hat. Bei der
Beschreibung der Naturgesetze durch pysikalische Formeln, wird ein
mathematisches Modell mit der Natur verglichen um daraus
Vorausberechnungen zu machen. Wenn diese Berechnungen dann mit der
Wirklichkeit übereinstimmen, nimmt man dieses Modell als
Naturgesetz an. Irgendwelche anderen Lebewesen in unserem Universum
haben vielleicht ein ganz anderes Zahlensystem und darauf ein anderes
in sich logisches System entwickelt. Deren mathematisch
begründeten Naturgesetze würden anders als unsere aussehen,
aber die gleichen Ergebnisse liefern.
Ein Problem in der Übereinstimmung von Natur mit
mathematischen Formeln gibt es besonders bei Singularitäten.
Eine Singularität ist
beispielsweise bei der Funktion f(x) = 1/x die Annährung
von x gegen Null. Der Wert f(x) strebt dann gegen unendlich und ist
dort exakt nicht definiert. Bei unserem Universum kommen aber
Singularitäten vor, wie z.B. die Materiedichte beim Start des
Urknalls oder bei schwarzen Löchern. Dort gibt es dann
Schwierigkeiten mit der mathematischen Beschreibung dieser
Zustände. Dabei sind gerade diese Singularitäten sehr
interessant, weil sie möglicherweise Schlupflöcher oder eine
Art von Ventilen aus unserem Universum hinaus sind.
Nachdem Einstein seine Relativitätstheorie formuliert hatte,
schien diese zuerst im Widerspruch zu der klassischen Mechanik. Aber
die Relativitätstheorie geht in die Newtonschen Gesetze über
unter der Bedingung von Geschwindigkeiten, die sehr gering sind im
Verhältnis zur Lichtgeschwindigkeit oder bei sehr geringer
Gravitationskraft. Die Relativitätstheorie konnte auch nicht zur
Beschreibung atomarer Vorgänge herangezogen werden. Diese wurden
erst durch die Quantenmechanik möglich. Die klassische Mechanik
ist aber auch ein Spezialfall der Quantenmechanik.
Eine Unvollkommenheit der mathematischen Formulierung zeigt sich
auch in der Beschreibung des Lichts. Es wird in einem dualen Modell
einmal als Korpuskel, d.h. als Teilchen, und einmal als Welle je nach
betrachtetem
Vorgang beschrieben. Die Interferenzerscheinungen von Licht (z.B.
Beugung am Spalt) lassen sich nur als Überlagerungen von
Lichtwellen erklären und nicht durch ein Korpuskelmodell. Dagegen
wird die Energie des Lichts in Quanten
ausgesendet, den so genannten Photonen, also nicht in einem
kontinuierlichen Strom. Dies ist nur durch ein Teilchenmodell
erklärbar. Bei der Beschreibung von Licht Phänomenen muss man
immer entscheiden, welches Modell man zur Erklärung heranziehen
kann.
Die mathematischen Theorien sind eigentlich nur Modelle, die auf
die Natur projiziert werden, um den Verlauf von Ereignissen zu
beschreiben und diese voraus zu berechnen. Stephen Hawking und andere
Wissenschaftler sind daher bis heute immer noch auf der Suche nach
einer einheitlichen Theorie, die das Universum insgesamt beschreiben
kann. Alle bisher bekannten Theorien von klassischer Physik,
Relativitätstheorie, Quantentheorie, Stringtheorie bis zu den
neusten Bran-Welten Modellen sollten dann als Spezialfälle in
dieser einheitlichen Theorie enthalten sein. Mit einer solchen Theorie
wären viele heutige Fragen zum Universum zu erklären und wir
kämen der Weisheit des jüngsten Tages näher.
4. Suchen nach vereinfachtem
Gottesbild
Die Wissenschaft wird noch einige Zeit
brauchen um zu einer einheitlichen Theorie zu gelangen. Dann wären
wir einer Antwort auf unsere Frage 'Wer ist Gott?' auch
viel
näher. Wir sollten daher bei all den Spekulationen über Gott
ebenso wie bei den Versuchen für Erklärungen
über unser Universum vorgehen, in dem man von einem weit über
unserem Verständnis liegenden 'Sein' von Gott ausgeht. Er kann nur
in einer Form existieren, die weit außerhalb unseres
Verständnisses ist. Wir sollten zunächst daher nach einem
vereinfachten Gottesbild suchen. Unsere Beschreibungsversuche sollten
nur eine
reduzierte Form der möglichen Wahrheit sein, ähnlich wie bei
den wissenschaftlichen Beschreibungen des Universums. So sollten auch
die obigen Beschreibungsversuche angesehen werden. Man könnte Gott
als alten Mann im Himmel auch als eine reduzierte Beschreibung ansehen.
Allerdings passt diese nur zu einem Verständnis zu viel
früheren Zeiten.
Bei dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand muss man doch
von einer viel komplizierteren Existenz ausgehen. Das Problem dabei ist
aber noch, dass diese Existenz in einem Raum sein müsste, der
für uns zur Zeit auch noch nicht vollständig geklärt
ist.
Ich habe mich öfters gefragt auch meinen Kindern gegenüber, ob ich ein Atheist bin. Viele religiöse Menschen würden dies nach meinen obigen Aussagen bejahen. Meine Antwort darauf ist aber ein klares Nein. Ich akzeptiere und befürworte die christliche Lehre und die anderer Religionen als eine Notwendigkeit für ein positives, friedliches und zukunftorientiertes Leben und Zusammenleben unter den Menschen. Aber ich akzeptiere nicht mehr die unzeitgemäße Darstellung und die Ansichten der heutigen Kirche. Diese Meinung haben auch immer mehr heutige Menschen, was man an den vielen Kirchenaustritten sehen kann. Zur Erklärung meiner Ansichten kann ich auf meine Homepage verweisen.
6. Hier geht es zur
Fortsetzung - dem Teil 3
von 'Wer ist Gott?' mit der Antwort!
7. Hier geht es zur
Fortsetzung - dem Teil 4
von 'Wer ist Gott?' mit den Folgerungen aus der Nichtexiszenz
eines Schöpfers!
7.
Anmerkungen:
[1] : Dies sind 0,0000000000000001 % und Prozent
heißt noch
einmal 1/100.
[zurück]
[2]
: Genauso würde es auch uns in unserem Universum gehen. Wenn wir
mit einer Rakete in gerader Richtung fortfliegen könnten,
kämen wir irgendwann nach langer langer Zeit an unserem
Ausgangspunkt zurück. So ein Flug ist aber wegen unserer kurzen
Lebenszeit und dem Fehlen einer entsprechenden Rakete
unmöglich.
[zurück]
[3]
: Eine p-Bran ist ein in p-Raumrichtungen ausgedehntes Objekt.
Speziell ist eine Membran eine 2-dimensionale und ein String eine
eindimensionale Bran. [zurück]
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Letzte Änderung : November
2013
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