Bemerkungen zu dem
Buch
"Existiert Gott?"
- Antwort auf die Gottesfrage der
Neuzeit - Autor
Hans Küng
von
Dipl.Math.
Ulrich Meyer , Dez. 2006
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Um meine Überlegungen "Wer
ist Gott ?"
und
dito
Teil 2 weiter zu entwickeln, suche ich
stets nach neuen Anregungen zu der Frage. Ich habe daraufhin das Buch
"Existiert Gott?" von Hans Küng
gelesen. Dies bewog mich zu den folgenden Bemerkungen.
Das Buch "Existiert Gott?" ist nicht so einfach zu lesen. Erstens hat
es als Taschenbuch einen Umfang von 767 Seiten und zweitens ist der
Schreibstil des Autors Hans Küng sehr erschlagend. Die Sätze
sind so überlang bis zu 10 Zeilen oder mehr, weil sie
verschachtelt und vollgepfropft sind mit Fakten durch vielfältige
Adjektive, laufende Zusätze und Einfügungen. Küng
beschreibt in dem Buch die verschiedensten Philosophen und ihre Lehren,
Religionen, Politik, Wissenschaftstheorien, Psychoanalyse und
natürlich Naturwissenschaften. Nachdem man sich durch diese 767
Seiten durchgequält hat und von dem grossen Wissen und den vielen
Fakten des Herrn Küng fast erdrückt worden ist, kommt auf der
letzten Seite in 14 Zeilen eine Zusammenfassung des Vorherigen mit der
Antwort auf die gestellte Frage. Diese Zusammenfassung ist bestimmt
auch nötig, da man bei der Länge des Buches und
übermäßigen Fakten möglicherweise den
Überblick verloren hat. Im Endeffekt bräuchte man nur diese
14 Zeilen lesen um das Buch zu kennen. Es wäre dann auch neutraler
zu entscheiden, ob die Antwort des Herrn Küng richtig oder falsch
ist. Wenn man sich durch das ganze Buch gekämpft hat, ist man von
dem Dargestellten wohl so erdrückt, dass man der Antwort des
Autors nur beipflichten kann. Hier ist diese Zusammenfassung:
>>Existiert
Gott?
Nach dem
schwierigen Gang durch die Geschichte der Neuzeit seit Descartes
und Pascal, Kant und Hegel,
im ausführlichen Bedenken der religionskritischen Einwände von
Feuerbach,
Marx und Freud,
in ernster Konfrontation mit dem Nihilismus Nietzsches,
im Suchen
dann nach dem Grund unseres Grundvertrauens und der Antwort
im Gott-Vertrauen,
im Vergleich
schließlich mit den Alternativen der östlichen Religionen,
im Sicheinlassen auch auf die Frage "Wer ist Gott?" und auf den Gott
Israels
und Jesu Christi:
nach alldem
wird man verstehen, warum jetzt auf die Frage "Existiert
Gott?" ein
vor der kritischen Vernunft verantwortetes, klares, überzeugtes
Ja als Antwort gegeben werden kann.<<
Zum besseren Verständnis rate
ich ihnen diese Zusammenfassung mehrmals zu lesen, um sie vielleicht
besser zu verstehen.
Ich, als Mathematiker, kann der
Schlüssigkeit des Beweises von Herrn Küng allerdings
nicht zu stimmen. Seine Ausführungen geben mir keine Antwort auf
die Frage.
Ich werde hier sehr an das Buch 'Wir
sind nicht nur von dieser
Welt'
von
Prof.Hoimar
v. Ditfurth erinnert, in
dem
dieser versucht die unterschiedlichen Auffassungen von Theologen und
Naturwissenschaftlern zu Gott und dem Universum zusammenzuführen.
Hans Küng hatte zwar einige Schwierigkeiten mit dem verstorbenen Papst Johannes Paul II, er ist
jedoch ein Theologe auf der Seite der Religion. Küng meint nun
in seinem Buch, dass bei den vielen von ihm aufgeführten geistigen
Facetten, wovon einige Gott verneinen, der Mensch trotzdem an einen
Gott glaubt (obwohl
unterschiedliche Religionen an unterschiedliche Götter glauben),
ein Beweis für die Existenz Gottes ist. Für einen
Naturwissenschaftler und besonders für einen Mathematiker ist dies
alles andere als ein Beweis. Hier gibt es keine logische
Schlüssigkeit. Es ist im Endeffekt nur eine Aufzählung der
geistigen Strömungen der Neuzeit. Wie sagte da schon Hoimar v.
Ditfurth: 'Der
Theologe
setzt das Jenseits voraus ( Religion ist die Überzeugung von der
Realität einer jenseitigen Wirklichkeit).' Unter diesem
Aspekt ergibt sich dann der Rest von Küng's Antwort als klares,
überzeugtes Ja von alleine, da der Theologe nichts anderes
voraussetzt. Mit dieser Antwort allerdings wird
nichts genaueres über Gott ausgesagt, z.B.
wo er ist und was er ist.
Herr Küng scheint es besonders mit der Logik der Mathematik
nicht
so zu haben. In seinem Buch stellt er in einem Kapitel die Frage 'Widerspruchsfreie
Mathematik?' (Seite 53), worin er die mathematische Wahrheit als
fragwürdig hinstellt. Als Beispiel führt er eine angebliche
logisch-mathematische Antinomie (logischer Widerspruch) von der 'Menge
aller Ordnungszahlen' auf. Es heisst da:
"Zu jeder
Menge von Ordnungszahlen gibt es eine Ordnungszahl, die
größer ist als alle in der Menge vorkommenden
Ordnungszahlen. Jene Ordnungszahl aber, die größer ist als
die >>Menge aller
Ordnungszahlen<< überhaupt, kann in dieser Menge
nicht vorkommen (weil sie ja größer ist), und sie muß
- so läßt sich zugleich beweisen - in dieser Menge doch
vorkommen (weil es sich sonst nicht um die Menge aller Ordnungszahlen handelt)."
Nachdem man sich in diese Aussage einmal eingearbeitet hat, meint man
vielleicht dem Widerspruch zustimmen zu können. Dabei ist der
erste Satz eine falsche Behauptung. Nimmt man z.B. die Menge aller
geraden
Ordnungszahlen, so gibt es zu dieser Menge keine Ordnungszahl, die
größer ist als alle in der Menge vorkommenden geraden
Ordnungszahlen. Hier gibt es Probleme, wie sie bei vielen unendlichen
Mengen auftreten. Bei dieser falschen Voraussetzung ist dann die ganze
Schlussfolgerung falsch. Der erste Satz ist nur für endliche
Mengen von Ordnungszahlen gültig und die >>Menge aller
Ordnungszahlen<< ist nicht
endlich.
Eigentlich wollte Küng mit diesem fehlgeschlagenen
Beispiel auf die Antinomien von Russell
und Burali-Forti
in der
Mengenlehre
hinweisen, um die Unvollkommenheit der Mathematik zu
deklarieren. Diese Widersprüche in der Mengenlehre
gibt
es oder besser gab es wirklich.
Die Russellsche
Antimonie besagt Folgendes:
"Die Frage, ob
die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten, sich selbst
enthält oder nicht, kann nicht beantwortet werden. Es gilt
nämlich beides."
Eine bessere verständliche Formulierung der Russell-Antinomie
ist die Geschichte vom Barbier eines Dorfes, der alle Männer des
Dorfes rasiert, die sich nicht selber rasieren, und nur diese. Was ist
nun mit dem Babier selber - rasiert er sich oder nicht? Keine der zwei
Möglichkeiten löst das Problem. Es kommt immer zum
Widerspruch. Die einzige Lösung ist nur, es gibt nicht so
einen Barbier.
Diese Probleme in der Mengenlehre
wurden durch die Zermelo-Fraenkelsche
Mengenlehre, die eine Erweiterung der Zermelo-Mengenlehre von 1907 ist,
gelöst. Sie kommt mit einem begrenzten Abstraktionsprinzip aus. Dabei
wird der
Mengenbegriff durch die Einführung von Klassen erweitert, wodurch
die aufgetretenen Widersprüche nicht mehr vorkommen. Die
Zermelo-Fraenkelsche
Mengenlehre gilt seitdem als Grundlage der Mathematik. Da die
Mathematik eine Basis der meisten Naturwissenschaften bildet, wie
z.B. der Physik und Astrophysik,
wollte Küng durch die Darstellung der Unvollkommenheit der
Mathematik die Naturwissenschaften im Ganzen als unvollkommen
hinstellen. Die einzige Möglichkeit der Vollkommenheit sollte
daher nur für Gott übrig bleiben und so mit zum Nachweis
seiner Existenz beizutragen.
Als Mathematiker kann man Küngs Ansichten auf gar keinen Fall
beipflichten. Für mich ist die Mathematik
die vollkommenste und reinste aller Wissenschaften.
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Dezember
2006