Bericht und etwas Kommentar von
Diplom Mathematiker Ulrich Meyer, St.Goar,
Feb. 2014
Über eine Studie in den USA zum therapeutischen Einfluss von fürsprechendem Beten.
In der medizinischen Forschung werden neue
Medikamente zum großen Teil durch einen Doppelblindversuch
getestet. Dabei bekommt die Hälfte einer Gruppe von Menschen,
denen das zu testende neue mögliche Medikament bei ihrer
Erkrankung helfen soll, dieses Medikament über einen Zeitraum
verabreicht. Der anderen Hälfte dieser Gruppe werden in der
Testzeit Placebos, also unwirksam vollkommen neutrale Substanzen,
verabreicht. Die Patienten wissen nicht, ob sie einen Wirkstoff oder
etwas unwirksames bekommen. Sie sind in dieser Hinsicht "blind". Zum
Doppelblindversuch wird der Test, wenn auch die Testärzte als
Versuchsleiter und deren Mitarbeiter nicht wissen, welche Patienten
Wirkstoff und welche Placebos bekommen, d.h. auch die
Versuchskontrolleure sind "blind".
Vor einigen Jahren wurde nun in den USA der Versuch unternommen
die Heilungsmöglichkeiten des Betens in einer Art
Doppelblindversuch zu erforschen. Diese Studie kostete 2,4 Millionen
Dollar, wobei das meiste Geld von der Templeton Foundation, die sich
zur Aufgabe gesetzt hat, die großen Fragen zwischen Wissenschaft,
Metaphysik und Religion zu erforschen, und der Baptist Memorial Health
Care Corporation of Memphis kam. Dabei
wäre anzumerken, dass auch die US-Regierung von 2000 bis 2006 rund
2,3 Millionen Dollar zur Erforschung des Betens ausgegeben hat!!!
Diese Gebets-Studie mit dem Codenamen "STEP", was von "Study of the
Therapeutic Effects of Intercessory Prayer"
("Studie zum therapeutischen Einfluss fürsprechenden Betens")
kommt, wurde vom dem Kardiologen Dr. Herbert Benson vom Mind/Body
Medical Institute Boston an sechs Kliniken von Oklahoma City bis Boston
an 1802 Bypass-Patienten durchgeführt. Die Patienten wurden in
drei Gruppen aufgeteilt und alle wussten, dass sie an dem Gebetstest
teilnehmen. Für die erste Gruppe von 605 Patienten wurde gebetet,
während für die 597 Patienten der Gruppe 2 nicht gebetet
wurde. Die Personen der Gruppen 1 und 2 waren aber jeweils im Unklaren, ob
für sie gebetet wurde oder nicht. Für die dritte und letzte
Gruppe von 600 Patienten wurde gebetet und diese wussten auch davon.
Die betreuenden Ärzte und Mitarbeiter wussten auch nicht, für
welche Patienten gebetet wurde und für welche nicht.
Gebetet wurde in drei Gemeinden in Minnesota, Massachusetts und
Missouri weit entfernt von den Kliniken der Patienten, von denen die
Beter nur den Vornamen und den ersten Buchstaben des Nachnamens
kannten. Die Betenden sollten in ihren religiösen Gewohnheiten
beim Beten weitgehend frei sein. Aber zu einem wissenschaftlichen Test
gehört ein gewisser Standard. Daher sollten die Fürsprecher
in ihren Gebeten die Bitte "für eine gelungene Operation mit
schneller Genesung und ohne Komplikationen" enthalten.
Das Ergebnis des vollen STEP-Report wurde am 4.
April 2006 im American Heart Journal veröffentlicht. Es war teils
wie erwartet. In Gruppe 1 gab es bei 52 Prozent der Operierten
Komplikationen und bei Gruppe 2 bei 51 Prozent, d.h. die Gebete hatten
keinen Einfluss auf eine komplikationsfreie Genesung. Überraschend
war das Ergebnis von Gruppe 3, bei denen bei 59 Prozent Komplikationen
auftraten. Also das Beten und das Wissen der Patienten, dass für
sie gebetet wurde, hatte eher negativen Effekt auf die Gesundung. Die
Wissenschaftler begründeten dies mit einem gewissen Stress der
Gruppe 3 durch ihr Wissen, dass für sie gebetet wurde. Diese
Patienten hatten wohl Bedenken zur ihrer Genesung, da für
sie Gebete notwendig seien.
Die Meinung von vielen Theologen zu dieser Studie
kann man sich denken. Sie halten nichts davon. Der Oxforder Theologe
Richard Swingburne meinte dazu: "Gott erhöre Gebete nur dann, wenn
sie aus stichhaltigen Gründen gesprochen würden. Für den
einen und nicht für den anderen zu beten, nur weil der Würfel
bei der Planung eines Doppelblindversuchs so gefallen ist, sei kein
stichhaltiger Grund. Gott werde dies durchschauen".
Es gab auch noch andere Kritiken an der Studie
wegen möglicher Störungen. So wären die Patienten nicht
nur den Gebeten der religiösen Betern der drei Gemeinden
ausgesetzt, sondern auch allen Fürbitten für Kranke rund um
den Globus, was für eine Verzerrung sorgen könnte. Bei einer
erneuten Studie eines Gebetstest müsste man daher eine Gebetspause
für die Dauer der Studie auf dem Rest der Welt erbitten um
mögliche Störungen durch fremde Gebete auszuschließen.
Dies zeigt doch, das Problem wird ernst genommen.
Möglicherweise
gibt es eines Tages auch gesundheitliche Bedenken wegen des "Gebets-Smogs"
durch die wachsende Bevölkerung von z.Z. über 7 Millarden auf der
Erde ähnlich wie bei dem Elektrosmog.
Nun sei jedem Leser überlassen sich seine eigene
Meinung zu dem Thema zu bilden.
Diese ganzen Ausführungen sind kein
Aprilscherz, wie man aus den unten aufgeführten Quellen ersehen kann.
Quellen:
Harvard Gazette: Prayers don't help heart surgery patients
Colorado.edu: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in Cardiac Bypass Patients
Medscape: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in Cardiac Bypass Patients
Spiegel Online: "Fürbitte für Kranke: Beten bis zum Tod"
Das Buch: "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins
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